Es war 1994, ich hatte gerade mein Studium begonnen, Mobiltelefone waren groß und schwer und konnten nicht viel außer telefonieren. Zeitgleich stellt Daimler Benz NeCar (1) vor, ein Brennstoffzellenfahrzeug auf Basis des MB 100. Die Technik für die Stromerzeugung füllte noch den gesamten Laderaum des Transporters.
Gut 20 Jahre später: Aus Mobiltelefonen wurden Smartphones, der Student von damals ist verheiratet, hat zwei Kinder und plant den ersten größeren Familienurlaub. Was geblieben ist, ist die Begeisterung für die Brennstoffzellentechnologie. Wie die Telefone hat sich auch die Brennstoffzellentechnologie weiterentwickelt. Mittlerweile fährt eine Flotte B-Klasse mit Brennstoffzellentechnologie in Kundenhand vor allem in Kalifornien.
Unterstützung durch Kollegen
Da unsere Urlaubsreise uns nach Kalifornien führen soll, erinnerte ich mich an einen Artikel der Kollegen aus Long Beach über den Hydrogen Highway. Also habe ich gleich Kontakt zu den Kollegen aufgenommen, die auch gleich meinen Wunsch, mal ein Brennstoffzellenfahrzeug fahren zu wollen, unterstützten. Nach einer Compliance-Prüfung und dem Warten auf den langersehnten Urlaub war es dann Ende August soweit – meine Frau Susanne und ich standen mit den Kindern vor dem Mercedes-Benz R&D-Center North America in Long Beach.
Und los geht’s
Lora Renz, hier verantwortlich für Fuel Cell Communications und Customer Relations, begrüßte uns herzlich und gab uns einen Einblick in die Tätigkeiten in Long Beach. Eine kurze Einweisung am Fahrzeug und es konnte losgehen. Die folgenden Tage erkundeten wir mit der B-Klasse F-CELL die Region in und um Los Angeles.
Zunächst stellten wir aber erfreut fest, dass das Kofferraumvolumen durch die Brennstoffzellentechnik nur minimal kleiner als in einer B-Klasse mit konventionellem Antrieb war, also das gesamte Reisegepäck unserer 4-köpfigen Familie Platz fand. Verglichen mit NeCar hat die Brennstoffzellentechnik hier größere Fortschritte gemacht als die anfangs erwähnten Mobiltelefone.
F-CELL: Einfach ruhig und entspannt
Die nächste Erkenntnis war, dass eine B-Klasse F-CELL sich genauso fährt, wie ein „normales“ Elektrofahrzeug, dessen Stärken wir insbesondere in den Hollywood Hills zu schätzen wussten. Schmale Straßen, die sich in engen Kurven steil bergauf und bergab durch die Hügel winden. Nach jeder Kurve, nach jedem am Straßenrand geparkten Auto war sofort das volle Drehmoment verfügbar. Keine Drehzahlorgien, keine heiß gelaufenen Bremsen, einfach ruhig und souverän – ein sehr entspanntes Fahren!
Irgendwann war es dann soweit – die Füllstandsanzeige näherte sich dem roten Bereich – wir mussten bzw. durften tanken. Bei dem dichten Netz an Wasserstofftankstellen und mit der passenden App war es kein Problem, die nächstgelegene Tankstelle zu finden. Und hier spielte die B-Klasse F-CELL ihren nächsten Trumpf aus.
Die Dauer des Tankvorgangs – Kein ewig langer Ladevorgang wie bei einem reinen Elektrofahrzeug und letztlich sogar schneller als zu Hause einen Benziner voll zu tanken. Ran an die Zapfsäule, Kreditkarte rein, PIN und Kundennummer eingeben, Tankrüssel einführen und verriegeln und los geht’s. Nach kurzer „Druckbetankung“ meldet das System „Tankvorgang beendet“, druckt einen Beleg aus und fertig. Beim ersten Tankvorgang hab ich mich noch gewundert, warum der Tank nach automatischem Ende nur halb voll war.
Anfängerfehler
Die meisten Wasserstofftankstellen haben zwei Zapfpunkte, einen mit 350 und einen mit 700 bar. Die B-Klasse lässt sich mit 700 bar betanken. Die 350 bar sind für ältere Fuel Cell Fahrzeuge, füllen die B-Klasse aber nur zur Hälfte. Wieder was dazu gelernt.
Noch etwas war für uns neu: Carpool lanes. Auf den linken ein bis zwei Fahrspuren kann man den Dauerstau auf den Highways in und um LA elegant rechts liegen lassen. Voraussetzung: Man ist nicht alleine unterwegs, sondern bildet mit mindestens einer weiteren Person eine „Fahrgemeinschaft“. Nun ja, da wir zumeist zu viert im Auto waren, durften wir diese Spuren ohnehin nutzen. Aber selbst mit nur einem Fahrer besetzt darf eine B-Klasse F-CELL dank „Clean Air“-Aufkleber, auf diesen Spuren den Stau hinter sich lassen.






Persönlicher Ausblick
Viel zu schnell endeten die Tage in LA. Genauso problemlos wie die Übernahme ging auch die Rückgabe des Fahrzeugs. Vielen Dank an die Kollegen in Long Beach, die uns kompetent und hilfsbereit unterstützten und geduldig unsere Fragen beantworteten. Und ein ganz besonderes Dankeschön an Lora Renz, die uns vor, während und nach unserer Reise besonders herzlich betreut hat.
Die Technik der Brennstoffzelle ist reif und zuverlässig, die Fortschritte seit den frühen 90er Jahren mindestens vergleichbar der Entwicklung der Mobilfunkbranche. Größter Unterschied (mal abgesehen von Kalifornien) ist die Netzabdeckung. Mit der Abdeckung der D-Netze von 1994 hätten Smartphones (früher: Mobiltelefone) niemals ihren Siegeszug in unseren Alltag antreten können.
Ein dichtes Netz Wasserstofftankstellen und dazu noch ein paar Privilegien (Nutzung Carpool lanes, Steuerbefreiung) wie in Kalifornien, dann sollte dem Erfolg der Fuel Cell eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Ich persönlich würde es mir wünschen. Die Technik haben wir ja schon.
Der Beitrag F-CELL: Mit Wasserstoff durch LA erschien zuerst auf Daimler-Blog.