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Baltic Sea Circle: Mit Papa & alter E-Klasse durch Skandinavien

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Mittlerweile sind Rallyes vielen Leuten ein Begriff und möglicherweise auf den ersten Blick ein „alter Hut“; ein ähnlich „alter Hut“ wie heutzutage eine 21 Jahre alte E-Klasse. Entscheidend für den Eindruck ist aber die Perspektive – wie bei dem Gemälde Mona Lisa. Ich möchte Ihnen hier meine Mona Lisa vorstellen, die am 16. Juni 2018 in Hamburg ihren ersten Farbklecks bekommen wird!

Es begann alles im Sommer vergangenen Jahres, als sich zwei Gedanken trafen und zu einer grandiosen Idee fusionierten! Beginnen möchte ich mit dem ersten Gedanken, der mich schon etwas länger umtrieb. Hierzu werde ich ein paar Jahre in der Zeit zurückgehen.

Als mein Vater vor einigen Jahren in seinen wohlverdienten Ruhestand ging und aufhörte in einem mittelständischem Betrieb Lkw-Rohbauteile zu fertigen, dachte ich mir, dass jetzt die beste Zeit seines Lebens bevorstehen würde. Warum die beste Zeit? Schulden? – Abbezahlt! Kinder? – Alle versorgt! Garten? – In ausreichender Größe vorhanden! Seine einzige Sorge sollte sein, ob er vor oder nach dem Frühstück seinen morgendlichen Patrouillengang machen sollte.

Genau so kam es natürlich auch; doch ich nahm auch an, dass er neue Hobbies finden würde. Selbstverständlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass er eines Tages ein begnadeter Pianist werden würde, doch ich erhoffte mir, dass er für sich eine Aktivität finden würde, die ihn bei Laune und geistig fit halten. Hierbei hatte ich mich unglücklicherweise geirrt!

Mein Vater genoss das Rentnerdasein für meinen Geschmack etwas zu sehr und konzentrierte sich stärker als erwartet auf das schlichte „Nichtstun“. Ich wollte meinen Beitrag dazu leisten um ihm zu zeigen, dass da draußen noch so unglaublich viele Abenteuer warteten, die von ihm gemeistert werden wollten. Also beschloss ich für meinen Vater nach einer Möglichkeit zu suchen, um ihn zu zeigen, dass ein Mann mit 50-er Jahrgang fast alles kann – alles außer „Nichtstun“! Letztendlich hängt die Leistung von Physis und Psyche stark davon ab, was wir ihr abverlangen.

Während irgendwo in meinem Kopf dieser Gedanke immer mal wieder ein Lebenszeichen von sich gab, kursierte noch ein zweiter Gedanke durch meinen Kopf. Inspiriert von einem Arbeitskollegen wollte ich an einer Rallye teilnehmen. Ich wollte wissen, wie es wohl ist, quer durch die Wälder Skandinaviens zu fahren und dabei mal die Natur von einer bisher unbekannten Seite zu erleben. Mir fehlte leider ein wenig der passende Trigger.

Mein Kollege hatte damals an der Allgäu-Orient-Rallye teilgenommen. Ich hatte ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, an der Rallye teilzunehmen, jedoch war mir die politische Situation, zumindest zu dem Zeitpunkt ein wenig zu unruhig, so dass ich mich mit diesem Gedanken nicht so richtig anfreunden konnte. Durch einen glücklichen Umstand wurde ich in dieser Zeit auf den Baltic Sea Circle aufmerksam, der mich sofort von der ersten Minute an überzeugt hatte.

Unsere Rallye

Während ich mir Gedanken darüber machte, mit wem ich an dieser Rallye möglicherweise teilnehmen könnte, rief mich mein Vater auf meinem Telefon an um mir mitzuteilen, dass ich einen Termin in der Werkstatt vereinbaren solle – er hatte beim Zurücksetzen des Autos die Stoßstange mit dem Anhänger eingedrückt. Plötzlich war die Idee geboren! Gedanke Nummer eins, ein Motor mit viel Potenzial und Leistung trifft auf den Gedanken Nummer zwei, den richtigen Treibstoff. Wir brauchten jetzt nur noch das richtige Auto und schon konnte es losgehen!

Während der Rallye Baltic Sea Circle nimmt man mit seinem eigenen Auto, das mindestens 20 Jahre alt sein muss und zudem einen Kaufpreis von 2.500 Euro nicht übersteigen darf, an einer Ostseeumrundung teil. Bei dem Begriff Rallye sollte man nun nicht an laut röhrende Kleinwagen denken, die auf unbefestigten Straßen gefühlt an jeder Bodenwelle abheben. Bei diesen Rallyes handelt es sich eher um einen Camping-Urlaub für den Abenteuer-durstigen Camper – nur ohne Gardasee und ohne Camping-Wagen.

Die Rallye dauert zwei Wochen und hat ihren Start- und Endpunkt in Hamburg. Dazwischen liegen (idealerweise) 7.500 km und 9 Länder! Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Polen! Klingt zunächst interessant und möglicherweise angenehm machbar. Tricky wird die ganze Geschichte, wenn man berücksichtigt, dass die Reglements von den Rallyes jegliche Nutzung von Autobahnen und Navigationsgeräten untersagen (wir wollen jetzt mal nicht von einem medizinischen Notfall ausgehen); klingt vielleicht noch für einige erfahrene Autofahrer machbar.

Problematisch wird es nun, wenn man noch bedenkt, dass mein Vater zu der Sorte Mann gehört, die nicht nach dem Weg fragt und ich eine „leichte“ Orientierungsschwäche habe. Der letzte erwähnte Umstand ist aus meiner Sicht die Geheimzutat, die aus dieser Idee ein grandioses Abenteuer macht – womöglich eines der größten Abenteuer zwischen Vater und Sohn überhaupt.

Ich meldete unser Team an, entrichtete Startgebühr und brauchte nun einen motorisierten zuverlässigen Begleiter!

Das Auto

Als Auto fiel die Wahl auf einen W210 – E430. Das hat zwei einfache Gründe: Mein Vater hat sich, wie so viele Menschen, den Traum einmal ein nagelneuen Mercedes im Kundencenter Sindelfingen in Empfang zu nehmen mit dem W210 erfüllt, worauf er und meine Mutter gefühlt eine Ewigkeit darauf hingearbeitet haben. Der zweite Grund war, dass ich schon länger nach einem Grund gesucht hatte, mir einen unvernünftigen Traum zu erfüllen. Ich wollte mal einen V8 fahren; der Gedanke an dieser Rallye mit einem V8 teilzunehmen erschien mir kompromisslos unvernünftig.

Wir hatten unser Auto gefunden! Leider mussten wir beim Fahrzeugkauf einen Kompromiss eingehen: Unser Traumwagen hatte eine lange Mängelliste, die nur durch fachmännische Hilfe behoben werden konnte.

Die Unterstützung

Unterstützt wurde unsere Unternehmung von Anfang an von einer freien Werkstatt, die das Fahrzeug inspizierte, nach Mängeln absuchte und diese im Rahmen einer Sponsoring-Aktion behob. Ziel war es, das Auto fahrtauglich zu machen und keinen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Wir jedenfalls störten uns nicht an den optischen Makeln! Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass das Fahrzeug sich mittlerweile in 9. Hand befindet und ca. 485.000 km gefahren ist!

Zusätzlich zu der Sponsoren-Werkstatt war mein Bruder, der ebenfalls beim Daimler arbeitet, von der Idee so sehr begeistert, dass er sich an unserem Projekt mit einer großzügigen Geldspende beteiligte. Somit war klar: Wir hatten zwei Sponsoren, die auf dem Auto durch Aufkleber ihren Platz fanden! Gemeinsam mit ein paar Freunden und Kollegen haben wir das Auto beklebt und so dem Fahrzeug den individuellen Rallye-Touch gegeben. Das Auto ist nun seit einigen Tagen fertig beklebt und bereit für das Abenteuer. Wir können es kaum abwarten mit unserem Straßenkreuzer in Hamburg zu starten.

Der gute Zweck

Neben der Fragestellung, welche Sponsoren wir für unser Projekt gewinnen könnten, beschäftigte uns die zentrale Frage, welche Projekte wir im Rahmen unserer Teilnahme unterstützen möchten. Jedes Teilnehmende Team beteiligt sich mindestens an einer wohltätigen Organisation mit einem Spendenprojekt auf betterplace.org. Ziel ist es, spätestens bis zum Ende der Rallye mind. 750 Euro Spendengelder einzusammeln.

Bei der Auswahl des Förderprojekts gibt es kein richtig oder falsch – wir wollten daher mit unserer Teilnahme Projekte fördern, die aus unserer Sicht auch ihre Daseinsberechtigung haben, aber auf betterplace.org etwas zu kurz kommen. Wir haben uns für 3 Förderprojekte entschieden, die wir am liebsten mit jeweils 1.000 Euro unterstützen wollen, weswegen wir uns das hehre Ziel von 3.000 Euro auf die Fahne geschrieben haben.

Wir unterstützen mit unserer Teilnahme folgende Projekte:

  • Überlebenshilfe am Horn von Afrika – Trinkwasserbrunnenbau (Deutsches Rotes Kreuz)
  • Solidarisch für Frauen und Kinder ohne Gewalt (Frauenhaus Stuttgart)
  • Fußballverein für junge unbegleitete Flüchtlinge (Evangelische Beratungsstelle Bonn)

Wir, mein Vater Hüseyin und ich, würden uns freuen, wenn Sie uns bei unserem Spendenprojekt unterstützen könnten.

Gleichzeitig hoffe ich, dass ich möglicherweise einige LeserInnen dazu inspirieren kann, ein ähnliches Vater-Kind-Projekt zu finden und zu starten. Ich für meinen Teil bin froh, dieses Projekt in Angriff genommen zu haben. Anfang dieses Jahres hat mein Vater einen Stent am Herzen gesetzt bekommen, der mich nochmals in meiner getroffenen Entscheidung bestätigt hat. Manche Dinge sollte man im Leben machen, so lange man noch die Möglichkeit hat.

Der heiße Draht

Falls Sie weitere Blogartikel lesen wollen oder uns auf Instagram bzw. Facebook folgen möchten, besuchen Sie uns doch auf unserer Homepage www.fatherandson.blog. Dort finden sie neben unserer genauen Positionsangabe durch einen GPS-Tracker auch weitere Informationen, die wir während unserer Rallye mit dem Rest der Welt teilen möchten.

Der Beitrag Baltic Sea Circle: Mit Papa & alter E-Klasse durch Skandinavien erschien zuerst auf Daimler-Blog.


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