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Amerika Road Trip mit dem Mercedes-Benz 190D

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2014 – Alte Liebe rostet nicht: Mir fällt ein Stein vom Herzen, der Wagen ist noch da. Er steht genau dort vor der Garage, wo ich ihn damals abgestellt habe. Mir kommt es vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Doch tatsächlich sind schon neun lange Jahre vergangen, seit wir beide die letzte Tour zusammen gemacht haben. Aber jetzt bin ich ja wieder da. Back in California.

Der dunkelblaue Mercedes-Benz 190D, Baujahr 1984 tut so, als würde er mich nicht bemerken. Er parkt auf seinen schmalen Reifen mit den Alufelgen, die wir damals tatsächlich „Gully-Deckel“ genannt haben und rührt sich nicht. Mensch, äh Auto, denke ich, nun freu dich doch, es geht wieder los. So wie früher. Nur wir zwei und der einsame, endlos lange Highway vor uns.

Wo sind wir nicht schon überall zusammen gewesen? San Francisco, Highway #1, Los Angeles, Route 66, Las Vegas, und dann auch noch im mörderisch heißen Death Valley.Mann, das waren noch Zeiten. Ich schaue ihn nochmal an, den alten Haudegen, aber er zeigt keine Reaktion. Gut, wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht wirklich erwartet, dass der Wagen vor Freude anfängt zu Blinken und zu hupen, nur weil ich wieder da bin. Aber für mich ist es doch schon ein richtig emotionaler Moment.

Natürlich ist der 190er in den letzten Jahren noch viele Meilen gefahren und hat nicht vor der Garage auf mich gewartet. Er steht nur heute dort, wo er immer steht, wenn sein Besitzer nicht mit ihm über irgendwelche kalifornischen Highways oder Freeways rollt.

Das Auto gehört meinem Onkel Georg, seit wir es vor 30 Jahren bei uns im Werk Bremen gebaut und nach Amerika verschifft haben. Er hat den Wagen damals in Kalifornien beim Mercedes-Dealer gekauft (an einem Sonntag!) und fährt ihn bis heute. Allerdings stellt Frieda, Georg seine Lebensgefährtin, diese stolze Zahl ganz locker in den Schatten. Sie hat mal zu mir gesagt: „HD, meinen ersten Mercedes habe ich 1968 gekauft, und das kannst Du auch ruhig schreiben“. Unnötig zu erwähnen, dass Frieda dem Stern immer noch treu ist. Ich finde das einfach klasse.

In Kalifornien: E430 aus Sindelfingen und 190D aus Bremen

1987 – First Time on the Road: Ich weiß noch, wie ich mich damals gefühlt habe, als wir zum ersten Mal mit dem 190er in Amerika unterwegs waren. Ich war gerade erst seit anderthalb Jahren beim Daimler, als meine Frau und ich unserem USA Urlaub gebucht hatten. Wir waren damals erstmalig in den Staaten und wollten Land und Leute kennenlernen.

Und so fuhr Georg mit uns von San José, das liegt südlich von San Francisco im s.g. Silicon Valley, zum Lake Tahoe und weiter nach Reno. Sein Mercedes war seinerzeit noch so gut wie neu und der dunkelblaue Metallic-Lack glänzte erst mit der kalifornischen und dann mit der heißen Sonne von Nevada um die Wette. Ich war mächtig stolz, in diesem Auto zu sitzen. Schließlich hatten wir den Diesel ja in Bremen gebaut.

Auf unserer Fahrt über die Highways, habe ich mich immer mal wieder dabei erwischt, wie ich bestimmte Passungen im Fahrzeug begutachtet habe, statt aus dem Fenster zu sehen und mir Amerika anzuschauen. Es war einfach toll, viele tausend Kilometer von zuhause entfernt, in diesem Wagen zu fahren.

Zubehör oder Serienausstattung
Auf unserer Tour war es sehr heiß, aber bei unseren USA-Fahrzeugen gehörte die Klimaanlage glücklicherweise bereits zur Serienausstattung. Die Mercedes-Benz für den amerikanischen Markt sind ja traditionell sehr gut ausgestattet. Davon konnten wir in Deutschland nur träumen. In der Liste der Sonderausstattungen für meinen ersten Daimler, einem 124er, gab es so tolle Extras wie den 2. Außenspiegel, den Drehzahlmesser, die Kopfstützen hinten, das 5-Gang Getriebe, oder auch das ABS. Aber das war einmal. Heute gehören diese Dinge (und noch viel, viel mehr) natürlich längst zur Serienausstattung.

Meine Frau und ich hatten damals einen tollen Urlaub und besonders für mich war es der Beginn einer, ja was denn jetzt? Soll ich etwa schreiben einer großen Liebe zu diesem Land? Na egal, wie wir es nennen, auf jeden Fall bin ich danach noch viele Male nach Amerika zurückgekommen, um auf den (fast) unendlich langen Highways der Sonne entgegen zu cruisen.

Irgendwann habe ich mir dann vorgenommen, alle amerikanischen Bundesstaaten einmal zu besuchen. Aber das ist eine andere Geschichte. Auch wenn diese kleine Story natürlich das Fundament dessen ist. Denn Kalifornien, Nevada und Arizona waren die ersten der insgesamt 50 US-Staaten, in die ich meine Füße gesetzt habe.

Golden Gate Bridge Golden Gate Bridge Unterwegs in San Francisco

2005 – All the leaves are brown…: Etliche Jahre und auch einige Reisen später, saß ich an einem grauen Novembertag zuhause und der Winterblues hatte mich schon voll im Griff. Ich hörte meine Lieblings CD (ich hatte nur eine) und die Mamas and the Papas sangen „California Dreamin´“.

Meine Hand wurde, wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet, zum Telefon gezogen und ich rief meinen Onkel Georg in Amerika an. Lange Rede, kurzer Sinn: Natürlich kann ich mir seinen 190er ausleihen! Das Novembergrau war schlagartig verschwunden und ich suchte mir einen Flug.

Im Frühjahr 2005 war es dann soweit. Ich war nach vielen Jahren wieder in California und stand vor dem dunkelblauen Mercedes-Benz aus Deutschland. Irre!  Georg hatte ihn extra noch kurz vorher zur Inspektion gebracht und auf Hochglanz poliert.

Highway #1
Eigentlich wollte ich den Highway #1 nach Norden, in Richtung Seattle, hochfahren. Ich war schon unterwegs, aber das Wetter spielte nicht so richtig mit und Regen hatte ich zuhause schon genug gehabt. Ja, es regnet auch in Kalifornien, allerdings nicht zu oft und dann auch mehr im Norden. Aber das nur nebenbei.

Ich bin irgendwann kurzerhand wieder umgedreht und zurück über die Golden Gate Bridge nach Süden, in Richtung Los Angeles, gefahren. Als ich wieder durch San Francisco kam, konnte ich noch nicht ahnen, was für eine tolle Tour ich noch vor mir hatte.

Das Leben ist schön
Der 2.2 Liter Dieselmotor, mit seinen 75 PS (oder waren es doch nur 72?), schnurrte nur so vor sich hin, die Sonne brannte durch das offene Schiebedach und ich habe mir erst mal einen Sonnenhut gekauft, weil mein eines Ohr schon arg rot war. Ach, was kann das Leben doch schön sein. Nein falsch, das Leben ist schön!

Für die ganze Tour reicht so ein Blog natürlich nicht aus und selbst die Highlights kriege ich hier nicht mehr unter, ohne Ärger mit den Kollegen in der Redaktion zu bekommen. Also mache ich mal folgendes: Eine kleine Episode aus der 2005er Tour gebe ich noch zum Besten und dann sehen wir mal weiter. Eventuell schreibe ich noch eine Fortsetzung…

Ein Zimmer für die Nacht

2005 – Wo Männer noch Männer sind: Es ist sehr warm, manche Menschen würden es schon heiß nennen, und ich stehe an einer Tankstelle mitten im Nirgendwo. In der Hand halte ich eine Dose Ice cold (nein kein Beer) sondern Coke. Ich habe es nicht eilig, weil ich keine Hotels im Voraus gebucht habe. Ich fahre und halte, wie und wo es mir gerade so passt.

Gerade als ich wieder in „meinen“ 190er steigen will, hält neben mir an der Zapfsäule ein großer Dodge Pick Up Truck. Das ist heutzutage selbst in Deutschland ja nicht mehr unbedingt etwas Besonderes und in den USA erst recht nicht. Aber aus diesem Truck steigen zwei richtige Typen aus, anscheinend echte Cowboys.

Stilecht in Jeans mit dicker Gürtelschnalle, kariertem Hemd, Boots und Stetson gekleidet. Offenbar sind es Vater und Sohn und mit der Stimmung scheint es nicht zum Besten zu sein. Während der eine den Verschluss aufdreht und mit dem Tanken beginnt, ist der ältere nur am Mosern.

Irgendwann stehen sie sich dann vor dem Truck gegenüber, wie bei einem Duell. Da sie aber glücklicherweise keine Revolver haben, begnügen sie sich damit, sich gegenseitig anzuschreien. Der jüngere schmeißt schließlich sogar seinen schönen, großen, weißen Cowboyhut auf den Asphalt und die Brüllerei geht weiter.

Wer in diesem Wüstenkaff nichts Besseres zu tun hat, kommt neugierig näher. Schon bald hat sich eine ansehnliche Menschenmenge gebildet. Irgendwann merken auch die beiden streitenden Cowboys, dass sie unfreiwillig zur Attraktion geworden sind.

Schlagartig wird es ruhig und die beiden Männer springen in ihren Truck und brausen los. Allerdings nicht sehr weit. In der ganzen Aufregung haben sie vergessen, dass die Zapfpistole noch im Tank hängt. Und da ist es auch schon zu spät. Der Truck reißt, mit einem lauten Knall, die Pistole samt Schlauch aus der Zapfsäule! Die umstehende Menge grölt.

Viel mehr Action kann man beim Tankstopp in der Wüste wohl kaum erwarten. Das ist Entertainment pur. Für die beiden Cowboys allerdings nicht. Ganz bedröppelt steigen sie aus ihrem Truck und vergessen sogar sich zu streiten. Währenddessen kommt der Tankstellenbesitzer aus seinem Häuschen gestürmt, um den Schaden zu begutachten.

Ich habe genug gesehen und mache mich auf den Weg. Vor mir liegt der schwarze Highway und die rote Sonne im Westen sagt mir, dass es doch langsam Zeit wird, ein Bett für die Nacht zu suchen. I´m a poor lonesome Cowboy and a long way from home.


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