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Ein bewegter Tag

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Es ist Sonntag. Normalerweise würde ich am zweiten Advent wohl bei Kaffee und Kuchen mit der Familie entspannt in vorweihnachtlicher Atmosphäre schwelgen. 2014 ist es weniger „gediegen“: Ich finde mich in den imposanten Räumlichkeiten des Mercedes-Benz Museums beim Tag der Menschen mit Behinderung wieder. Nicht als Besucherin, sondern als Ansprechpartnerin für behindertengerechte Fahrzeuge von Mercedes-Benz.

Während die Veranstaltung Menschen mit Behinderung einerseits die Möglichkeit bietet, die Historie des Automobils im Rahmen spezieller Führungen ganz individuell zu erleben, zeigt Mercedes-Benz hier Mobilitätslösungen anhand der aktuellsten Modelle. Ich finde das gut und völlig normal: Unmittelbar nach Markteinführung von Fahrzeugen sollten auch Menschen mit körperlichen Einschränkung die Option haben, den Fahrspaß z.B. eines sportiven GLA oder der brandneuen C-Klasse zu erleben.

Eingesetzt als Explainerin für die in diesen Fahrzeugen verbauten „Fahrhilfen ab Werk“, stehe ich den Interessenten Rede und Antwort.  Es ist für mich gleichzeitig die persönliche Chance, über den direkten Austausch mehr über die Bedürfnisse und Mobilitätsanforderungen der Betroffenen zu erfahren.

Ein Rollstuhlfahrer erklärt mir beispielsweise, dass er derzeit ein Handbediengerät nutze, das – analog zu dem im GLA verbauten Handbediengerät ‘Classic’ – das Fahrzeug durch eine Drehbewegung im Uhrzeigersinn beschleunigt. Diese Bediensystematik empfände er einfach als angenehmer. Wie es sich hingegen anfühlt, wenn die Beschleunigung alternativ über eine Ziehbewegung des Handbediengerätes nach hinten erfolgt, will der Kunde trotzdem gerne erfahren und schwingt sich auf den Fahrersitz der C-Klasse T-Modell. Die ist nämlich, neben weiteren Fahrhilfen wie dem Multifunktionsdrehknauf MFD Touch, einer Pedalabdeckung, Hebelverlegungen und Einstiegsschutz, mit dem Handbediengerät „Easy Speed“ ausgestattet, das das Gas geben und Bremsen über Zieh- und Drückbewegungen vorsieht.

Großes Interesse weckt auch der Exponate-Tisch an der Themeninsel, die es erlaubt, auch mal hinter die „Fassade“ in das technische Innere der Fahrhilfen zu schauen. Ein Experte aus der Entwicklung Sonderfahrzeuge erläutert hier z.B. anhand eines offenen Handbediengerätes die Wirkungssystematik in Zusammenspiel mit der Original Pedalerie oder zeigt die besondere Verbauart des Lenkraddrehknaufs. Hört sich einfach an, ist es aber nicht: Im Sinne der höchsten Qualitäts-und Sicherheitsstandards werden Lenkhilfen bei Mercedes-Benz nämlich so montiert, dass sich der Airbag im Falle eines Unfalls wie vorgesehen öffnen kann und die Insassen auch keiner zusätzlichen Gefährdung durch umherfliegende Teile ausgesetzt sind.

Von den Vorteilen der Fahrhilfen ab Werk im Allgemeinen erfährt hingegen ein erstaunter Besucher im Eingangsbereich des Museums. Angelockt von der hier platzierten B-Klasse mit effektreichem Drehsitz, der zahlreiche Besucher zum Ausprobieren animiert, sagt der ältere Herr, er habe gar nicht gewusst das es sowas direkt ab Werk gibt. Hat sich unser Tag hier schon gelohnt! Wie ich überhaupt aus den Gesprächen zwischen Menschen mit – und ohne Behinderung das Gefühl bekomme: An diesem Tag bewegt sich was. Miteinander reden, statt übereinander.

Bewegung ist dann auch das Stichwort für den sportlichen Part der Veranstaltung. Für 11:00 Uhr steht Rollstuhlbasketball im Großen Saal des Museums auf dem Plan.

Was ich bei diesem Programmpunkt erwarte?
Naja, vielleicht dass die Bundesligaspieler des Oettinger RSB Team Thüringen im Energiesparmodus (schließlich hatten sie erst am Vortag die Devils aus Kaiserslautern ungefährdet mit 65:35 besiegt) anhand „statischer“ Spielzüge dem Publikum Rollstuhlstuhlbasketball demonstrieren. Dass, während ein paar Bälle aus der niedrigeren Rollstuhlperspektive auf die normale Korbhöhe von 3,05 m geworfen werden, erklärt wird, dass Rollstuhlbasketball eine recht integrative Sportart sei, da auch Nichtbehinderte mitspielen dürfen, was zum Ausgleich über ein Klassifizierungssystem berücksichtigt wird….

Was sich hingegen tatsächlich „abspielt“?
Dynamik pur!

Mit der neugierigen Menschentraube, die sich mittlerweile am Spielfeldrand sammelt, werde ich in den Bann eines Demospiels gezogen, das sich an Schnelligkeit und Wendigkeit kaum übertreffen lässt. Mein Blick kommt kaum hinterher bei den wahnsinnig flinken Bewegungsabläufen der Ballpreller, die ihren individuell angepassten Sportrollstuhl perfekt kontrollieren. Kein Wunder – schließlich dient dieser beim Rollstuhlbasketball nicht – wie etwa die Fahrhilfen beim Automobil – als reine Mobilitätshilfe, sondern kommt neben dem Basketball als zweites Sportgerät zum Einsatz. So ein Teil kann schon mal 5000 bis 6000 Euro kosten!

Abrupt zum Stillstand kommt das rapide Spielgeschehen nur, wenn mal wieder die Titanrahmen zweier Rollstühle lautstark auf einander knallen und davon zeugen, mit was für einem unbändigen Ehrgeiz die Spieler hier zur Sache gehen. Mit Erstaunen nehme ich die hohe Intensität der Zweikämpfe wahr, die auch mal darin enden, dass ein Spieler samt Rollstuhl nach vorne überkippt – untermalt von einem erschrockenen „UUUhhh“ des begeisterten Publikums. Total problemlos schwingt sich der unverletzte Spieler mittels kraftvoller Liegestützenbewegung jedoch wieder hoch und schon kann es weitergehen.

Doch (Bewegt)bilder sprechen bekanntlich mehr als Worte, sehen Sie deshalb selbst:

Was mich persönlich sehr bewegt, ist die hohe Authentizität dieser Leistungssportler gepaart mit einem unbändigen Erfolgswillen. Denn während z.B. im Profifußball vielleicht auch gerne mal eine Schwalbe eingesetzt wird, um sich einen Vorteil zu erwirken, scheinen für die Rollstuhlbasketballer physischen Grenzen keinerlei Hindernis, Leistung auf höchstem Niveau zu erbringen. „Barrieren bestehen meist nur im Kopf“ sagt mir Sebastian Magenheim einer der Spieler. Worte die mir zu denken geben und einen bewegt-bewegenden Tag für mich zum erfolgreichen Abschluss bringen.

Anita Racosi von der Dexina AG arbeitet für den Bereich Business Innovation und unterstützt im Rahmen des Projekts Active Star „Fahrhilfen ab Werk“ die Kommunikation, Marketing und den Rollout in neue Märkte.


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